Jahrestagung 2022 (online)

Demografischer Wandel in Mittel- und Osteuropa Demografisches Verhalten seit 1990

Zeitraum: 16. – 18.März 2022
Ort: online

Programm

Zusammenfassung

Die Tagung wurde in Zusammenarbeit mit der Estnischen Demografischen Gesellschaft, dem Ungarischen Demografischen Forschungsinstitut, der Tschechischen Gesellschaft für Demografie und dem Komitee für Demografische Studien der Polnischen Wissenschaftsakademie durchgeführt. Aufgrund des internationalen Charakters der Tagung fanden die Vorträge überwiegend in englischer Sprache statt.

Die Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer waren durch tiefgreifende gesellschaftliche, sozialpolitische und ökonomische Umstrukturierungsprozesse geprägt. Während auf der einen Seite die Veränderungen neue biographische Möglichkeiten eröffneten, war ein erheblicher Teil der Bevölkerung mit steigender Arbeitslosigkeit und wachsenden ökonomischen Unsicherheiten konfrontiert. Parallel zu dieser Entwicklung hat sich das demografische Verhalten nach dem Zusammenbruch der ehemals sozialistischen Gesellschaften grundlegend verändert. Das Alter der Frauen bei Erstgeburt stieg an und die jährlichen Geburtenziffern brachen ein. Auch das Heirats- und Scheidungsverhalten sowie die Bedeutung nichtehelicher Elternschaft veränderte sich, wenn auch in sehr unterschiedlichem Maße in den einzelnen Ländern. Darüber hinaus wurden die Mortalitätsmuster durch den Regimewechsel teilweise massiv beeinflusst. Auch Migrationsströme haben sich seitdem maßgeblich verändert. Eine drängende Forschungsfrage war damals, wann und unter welchen Bedingungen sich das demografische Verhalten der ehemals sozialistischen Länder an „westliche“ Muster anpassen würde. Hat sich das demografische Verhalten zwischen Ost und West schließlich angenähert? Welche Rolle spielte die Umstrukturierung der sozialpolitischen Rahmenbedingungen? Welche Auswirkungen hatten die Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt auf die demografische Entwicklung? Welche demografischen Besonderheiten sind in den mittel- und osteuropäischen Ländern bis heute erhalten geblieben? Diese und weitere Fragen wurden während der Tagung diskutiert.

Nach der Eröffnung der Tagung durch die Präsidentin der DGD, Frau Prof. Dr. Gabriele Doblhammer und Repräsentationen der Partnerinstitutionen folgte ein Keynote Lecture von Dr. Tomas Sobotka, Vienna Institute of Demography, Austrian Academy of Sciences / Wittgenstein Centre zum Thema “Three decades of shifts in fertility in Central and Eastern Europe: trends, drivers and the new politics of reproduction“. Weitere Keynote Lectures von Dr. Nikola Sander, Federal Institute for Population Research (BIB) zum Thema “Home Office as a Game Changer? Internal Migration in the post-Covid World”, gefolgt von Dr. Vladimir Shkolnikov, Max Planck Institute for Demographic Research, mit dem Titel “Patterns of excess mortality and life expectancy losses in developed countries” und Frau Prof. Dr. C. Katharina Spieß, BIB, zu “Family well-being in the pandemic and what it has to do with demographics” rundeten das wissenschaftliche Rahmenprogramm ab.

Während der Tagung wurden in 12 Sessions zu 7 Themen rund 50 Vorträge gehalten, eine eigene Session war der Kurzpräsentation virtueller Poster gewidmet. Eine Auswahl dieser Beiträge wird 2023 in einem Comparative Population Studies Themenheft „Demographic Developments in Eastern and Western Europe After the Transformation of Socialist Countries – (Re)evaluation From a Theoretical and Comparative Perspective“ erscheinen, das von Gabriele Doblhammer und Zsolt Spéder als Gastherausgebern betreut wird.

Das Nachwuchsfrühstück wurde in diesem Jahr von Dr. Federico Filter, Hannover Rück und Frau Prof. Dr. Anne-Kristin Kuhnt, Universität Rostock betreut. Am Nachmittag des zweiten Tagungstages wurden die Preisträger:innen der DGD bekanntgegeben. Frau Prof. Dr. Michaela Kreyenfeld, Hertie School Berlin, ehrte die Gewinnerinnen und Gewinner und überbrachte die Glückwünsche der Gesellschaft.

Zum Abschluss der Tagung moderierte Prof. Dr. Tilman Mayer, Alt-Präsident der DGD, die bereits traditionelle Podiumsdiskussion zum Thema „Demografiestrategie passé?“. Es diskutierten Frau Prof. Dr. Gabriele Doblhammer, Alt-Präsidentin der DGD, Prof. Dr. Norbert F. Schneider, Präsident der DGD, Franz Müntefering, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, Sidonie Fernau, Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen und Cornelia Schu, Geschäftsführerin des Sachverständigenrats für Migration und Integration.

Während der Tagung wurde in der Mitgliederversammlung der DGD das Ergebnis der Vorstandswahl bekanntgegeben. Der gewählte neue Vorstand hat die Wahl angenommen und seine Arbeit aufgenommen.

Preisträger:innen der DGD-Jahrestagung 2022

DGD-Nachwuchspreis


Adelaida Barrera, Masterarbeit:
„Female breadwinners: Empowerment at a cost? Female economic empowerment and intimate partner violence in Columbia“

Tobias Weidinger, Dissertation:
„Onward (Im)Mobilities and Integration Processes of Refugee Newcomers in Rural Bavaria, Germany“

Best-Paper Award


Patrizio Vanella, Ugofilippo Basellini & Berit Lange:
“Assessing excess mortality in times of pandemics based on principal component analysis of weekly mortality data – the case of COVID-19”